
Am Alpe Adria Radweg von Villach nach Triest
… was bisher geschah
Seit beinahe einem Jahr ist unser Tandem verlassen in meinem Büro gestanden. Eigentlich ist es schade darum, denn es macht Spaß, damit zu fahren. Aber Mimi will nicht. Sie ist unglücklich im Wagen, den wir ihr gekauft haben, und zerkratzt ihn. Im Frühjahr haben wir begonnen, die Sache zu diskutieren. Das Tandem zu verkaufen war absolut keine Option, aber trotzdem war uns unklar, wie wir damit fahren können. Irgendwann habe ich dann die Idee gehabt, es einmal mit offenem Vordereingang zu versuchen. Dazu muss man Mimi natürlich hinten so kurz anbinden, dass sie nicht vorne hinausspringen kann. Wenig optimistisch sind wir dann im Juni zu Philippine nach Leopoldsdorf gefahren, aber es hat funktioniert. Mimi war glücklich, und wir damit natürlich auch: Ein gelungener Ausflug, auch wenn es nur 2×22 km waren.
War das die Lösung? Wir haben es nicht wirklich gewusst, aber dann doch begonnen, herumzuplanen: Eine kurze Ausfahrt, vielleicht 200 bis 300 km, wäre doch schön. Aber das Wetter in Mitteleuropa war, vorsichtig ausgedrückt, zum Vergessen. Und doch: Ans Meer zu fahren, das wäre ein lohnendes Ziel. Aber die Strecke zu weit, und was, wenn Mimi nach 50 km absolut nicht mehr will? Und dann: Wie kommt man wieder zurück? Die ÖBB transportieren nämlich Tandems nicht. In Regionalzügen ist es in der Regel problemlos möglich, aber in Fernzügen? Die maximale Länge für Fahrräder wird mit 185 cm angegeben.
Fahrräder, die unsere Standardmaße überschreiten (Länge über 185 cm, Höhe über 110 cm, Breite über 60 cm, Reifengröße ab 28 Zoll, Reifenbreite mehr als 4,2 cm sowie ein Maximalgewicht von 30 kg) bzw. Tandems, Liegeräder und Fahrradanhänger können nur in speziellen Gepäckabteilen transportiert werden. Dafür sind Reservierungen online bzw. über die ÖBB App nicht möglich.
(https://www.oebb.at/de/reiseplanung-services/im-zug/fahrradmitnahme)
Unser Tandem ist ein Stück länger. Und wenn man die Räder abbaut? 184 cm! Es könnte doch gehen.
Also Strecke planen. Nach 20 Minuten war uns klar, der Alpe-Adria Radweg wäre ideal, aber von Salzburg aus zu lang. Kurz später war der Startpunkt klar: Villach ist einfach zu erreichen. Zweit Tage später hatten wir eine Strecke geplant, Übernachtungen für die ersten beiden Nächte und die Zugtickets für den kommenden Tag.
Montag, 28. Juli 2025: Baden / Villach / Tarvis, ca. 40 km, 380 hm

Knapp nach acht Uhr waren wir in Baden am Bahnhof und sind mit dem REX nach Wiener Neustadt. Dort wollten wir in den Railjet umsteigen, aber der hatte wesentliche Verspätung. Es war kalt und regnerisch, wir sind in der zugigen Unterführung gestanden und haben gefroren. Und uns überlegt, was wäre, wenn die unser Tandem trotzdem nicht mitnehmen?
Mit gehöriger Verspätung ist der Zug dann gekommen (Verspätete Zugbereitstellung, das bedeutet für mich, dass irgendjemand hatte keine Lust hatte, den Zug zusammenzustellen und an den Bahnsteig zu fahren). Der Zug hatte ein eigenes Fahrradabteil, und der Schaffner war so lieb, das Tandem in unzerlegtem Zustand mitzunehmen, selbst der Anhänger hat in den Fahrradwaggon gedurft, denn das Regenwetter hatte viele abgeschreckt, es war genügend Platz dafür frei. Ein riesiger Felsbrocken ist uns vom Herzen gefallen. Knapp nach zwölf waren wir in Villach. In einer Pizzeria an der Bahnhofstraße haben wir zwei Pizze verdrückt. Das Pärchen samt Kleinkind, das im Zug neben uns gesessen ist, war übrigens auch da. Die hatten ein futristisches Fahrrad mit einer speziellen Kabine für ihr Kind. Ach ja, während wir gesessen sind, hat es heftig zu regnen begonnen.

Die Pizze waren aufgegessen, der Regen in leichtes Nieseln übergegangen. Mimi ist in ihren Anhänger gesprungen und wir haben uns auf unser Tandem gesetzt und sind der Drau aufwärts losgeradelt. Die ersten knapp 24 km führt die Strecke mehr oder weniger flach durch das Drautal, die letzten 13 km geht es dann aufwärts zur Grenze, und vor der Steigung hatten wir in der Planung einiges an Respekt: Mimi samt Anhänger sind 35 kg, das Tandem mit Lisi, mir und dem Gepäck ungefähr 150 kg, in Summe also über 180 kg. Nicht wenig Gewicht, das wir knapp 400 Meter hinauf transportieren wollten.
Aber noch war es nicht so weit, der Drauradweg ist landschaftlich schön, im Nieselregen waren auch kaum andere Radler am Weh, wir sind weitgehend alleine dahin gefahren. Irgendwann einmal haben wir Mimi ausgeladen und sie neben uns her trotten gelassen, auch ein Hund braucht einen gewissen Auslauf und auch sonstige Bedürfnisse müssen befriedigt werden.

Von Arnoldstein an geht es dann wirklich aufwärts, aber es war nicht so steil, wie befürchtet. Leider führt der österreichische Radweg über weite Strecken der Bundesstraße entlang, wir waren trotzdem guter Dinge und sind recht flott vorwärts gekommen. Noch bevor wir wirklich müde waren, sind wir an der Grenze angekommen.
Der Radweg auf der italienischen Seite hat uns sofort mit einem »unmöglichen Anstieg« überrascht, noch dazu einem, in dem zwei wirklich enge Kehren waren, die sich viel zu eng für unser Fuhrwerk erwiesen. Aber sobald wir oben waren, war der Weg toll: Weit von der Straße entfernt führte er durch einen schönen Wald. Nach ein paar hundert Metern hat es noch ein enges Eck gegeben, das uns überrascht hat, auch dort haben wir absteigen müssen. Bei Coccau sind wir dann auf die Bundesstraße (SS13) ausgewichen, denn der Radweg geht dort recht steil bergauf. Keine gute Entscheidung, denn vor einem Tunnel müssen wir umdrehen und fahren doch in Richtung zu dem Dorf hinauf. Oder zumindest so halb, denn der Radweg führt nicht ins Dorf, sondern wieder zum Tunnel hinunter und dann, der alten Straßentrasse entlang, weiter nach Tarvis. Wir hätten uns beinahe 2 km ersparen können, wenn wir beim ersten Versuch besser geschaut hätten.
Kurz später waren wir in Tarvis. Weil wir beim Planen unser Hotel bei Google Maps nicht gefunden haben, haben wir ein bisschen suchen müssen. Das Hotel wirkte etwas – wie soll ich sagen? – in die Jahre gekommen. Innen war es aber Ok, die Betten auch. Zum Abendessen gab es ein Bier und ein Brot in einer Bar.

Dienstag, 29. Juli 2025: Tarvis / Udine, ca. 105 km, 600 hm
Das Wetter ist uns weiterhin nicht sehr vertrauenswürdig erschienen, aber die Straßen waren am Auftrocknen: Ein Versprechen, dass zumindest die erste Stunde trocken bleiben würde. Das Frühstück war ausgiebig, der Tour stand nichts mehr im Weg. Der Radweg führt unmittelbar neben unsrem Hotel vorbei, rasch waren wir oben und dann ist es noch einmal ein paar Kilometer bergauf gegangen. Vom höchsten Punkt an geht es nur noch bergab, einer alten Bahntrasse entlang, oft durch teils recht lange Tunnel.

Was am Montag ein Nachteil war, hat sich nun als Vorteil erwiesen: Das Gewicht hat uns hinunter getrieben. Mimis Luftwiderstand hat aber dafür gesorgt, dass wir nicht zu schnell geworden sind. Und je weiter wir dem Rio del Lago entlang hinunter gekommen sind, desto besser ist das Wetter geworden. Knapp vor dem Weiler Povici hat dann die Sonne geschienen und wir haben einen alten, aufgelassenen Bahnhof durchfahren. Rechts vom Radweg ist eine alte Lokomotive und ein Anhänger gestanden, links, im Bahnhofsgebäude, war eine Bar eingemietet. Das ganze hat sehr nett ausgesehen, und wir haben angehalten, um einen Kaffee zu trinken.

Außer uns war nur noch ein anderes Pärchen dort, und die waren so freundlich, uns zu fotografieren.

Nach einer knappen Stunde sind wir weiter gefahren, durch zwei Tunnels, an Straßenarbeitern vorbei, die das Gras gemäht haben, dann über ein Schlagloch, und schon waren wir hinten platt. Es war das, was man auf unschön Denglisch einen Snakebite nennt: Der Schlauch hat sich sich zwischen Felge und Asphaltkante durchgeschlagen. Das Loch war viel zu groß, um es flicken zu können. Kein Problem: Ich habe beim Packen an einen Reserveschlauch gedacht! Also Mantel runter (das war nicht so einfach, wie ich es gewohnt war), Schlauch raus, neuer Schlauch rein, Mantel drüber, aufblasen. Die erste CO2 Kartusche ist wirkungslos verpufft, es war keine Luft im Reifen, also nahm ich eine Zweite. Und schon war der Reifen voll. Und gleich wieder leer. Habe ich den Schlauch eingeklemmt? Nein: Das Ventil war abgebrochen. Und zweiten Reserveschlauch haben wir keinen mitgehabt. Also zum nächsten Radgeschäft.

Wir haben Google befragt, und es hat gesagt, 15 km entfernt in Gemona gibt es RikoBike, und das sollte um 15 Uhr öffnen. Es war knapp vor 13 Uhr. Was tun? 3 Stunden hin wandern, drei Stunden zurück? Unser haveriertes Tandem dorthin schieben? Alles keine reizvolle Option!
Zum Glück verläuft dort die SS13 unmittelbar neben dem Radweg, ich habe versucht, nach Gemona zu stoppen. Bereits das vierte Auto hielt an, ein Villacher, der normalerweise keine Autostopper mit nimmt, aber meine Felge gesehen hat, hat sich meiner erbarmt, und mich mitgenommen. Knapp nach 13 Uhr war ich bei Riko. Und Riko war natürlich auf Mittagspause. Also warten.

Aber was, wenn Riko die Mittagspause überziehen sollte? Wir haben noch knapp 60 km vor uns gehabt, also irgendwas zwischen zwei und drei Stunden. Also habe ich ihn über WhatsApp angeschrieben. »Kommst du pünktlich um 3? Ich brauche Dich!« Schon ein paar Minuten später war die Antwort da: »Ich komm eh früher!« Hurra! Und um 14:30 hat dieser Riko sein Geschäft aufgesperrt, fröhlich und hilfsbereit. Zehn Minuten später habe ich mein repariertes Hinterrad in der Hand gehabt, zusammen mit einem Ersatzschlauch und einer kleinen Pumpe, denn meine CO2 Kartuschen hab ich aufgebraucht gehabt. Rikos Hilfe war übrigens auch noch eher günstig.

Auch beim Zurückfahren habe ich Glück gehabt, diesmal war es ein Italiener, der mich exakt dorthin gebracht hat, wo Lisi und Mimi auf mich gewartet haben. Und fünf Minuten später, knapp vor 14 Uhr, waren wir wieder auf dem Rad.
Das Tal des Rio del Lago ist ja schön, noch spektakulärer aber ist das des Tagliamento: Er ist einer der letzten wirklich frei fließenden Flüsse der Alpen. Das Flussbett ist stellenweise bis zu 500 Meter breit und voller Geröll, der Fluss sucht sich sein Bett selbst, nach jedem Gewitter fließt er wo anders. Leider haben wir bereits sehr viel Zeit verloren und daher auch nicht mehr die Muße, es genauer auszusehen.
Bei Gemona zweigt der Radweg vom Tagliamento ab und es geht durch hügeliges Gelände, zumeist auf Radwegen oder Nebenstraßen nach Udine. Die Hügel waren teilweise recht steil, langsam sind Lisi und ich müde geworden. Ich habe den Track so umgeplant, dass er genau zum Hotel führt. Dort war man hilfsbereit und freundlich, unser Zimmer war groß genug, beim Supermarkt ums Eck hat es Dosenfutter für Mimi gegeben und und im hauseigenen Restaurant es Pizze für uns.

Mittwoch, 30. Juli 2025, Udine / Aquilea, ca. 50 km, 36 hm

Ursprünglich hätte die Reise am dritten Tag ja nach Grado gehen sollen, aber wir haben uns dann umentschlossen: Aquilea, ein kleines Nest mit einem riesigen romanischen Dom, steht auf den Ruinen einer der größten Städte des alten Roms. In der Früh, noch bevor wir gestartet sind, haben wir dort ein Zimmer gebucht, dann sind wir zum Frühstück gegangen. Der Speisesaal war so von Nippes überladen, wie ich es noch nie gesehen habe.

Und dann sind wir losgeradelt. Das Wetter war herrlich, aber nicht zu heiß, ideale Bedingungen für uns. Die Straßen und Wege waren bretteleben, die Landschaft trotzdem überraschend wenig eintönig. Unser erstes Ziel für den Tag war Palmanova.

Palmanova ist eine venezianische Stadtgründung aus dem 16. Jahrhundert, eine Festungsstadt, die sich erst gegen die Türken, dann gegen die Österreicher gerichtet hat. Ironischerweise haben die Österreicher die Stadt dann im 19. Jahrhundert besessen. Eine weitgehend erfolglose Stadtgründung übrigens, denn die Stadt ist bis heute, also 500 Jahre später, immer noch nicht aus ihren Mauern heraus gewachsen. Der achteckige Grundriss der Stadt hat sich nicht verändert, sie ist immer noch exakt so achteckig, wie bei der Gründung, die Straßen streng geometrisch angelegt: Sie verlaufen entweder radial nach außen, oder achteckig konzentrisch um den gigantischen Hauptplatz herum.
Dort, bei einer Bar, haben wir ein Pärchen aus Tirol getroffen, die auch mit einem Tandem am Weg waren, allerdings vom Brenner nach Triest.

Von Palmanova ist es nicht mehr weit nach Aquilea. Wir haben in unser Hotel eingecheckt, unser Fahrrad versorgt, geduscht und sind zum Dom spaziert. Vor dem Dom war eine Bar, und dort haben wir erst einmal Mineralwasser und Kaffee getrunken.

Der Platz hat sich rasch mit jugendlicher Menschen gefüllt, allesamt in Uniformen der Malteser. Offensichtlich war das Städtchen in diesem Jahr das Zentrum des italienischen Maltesertreffens.
Aber was kann man sich von einem riesigen Dom aus dem 11. Jahrhundert erwarten? Nicht viel.

Falsch. Im Souvenirgeschäft, das an die Bar angeschlossen war, ist uns sehr rasch klar geworden, dass der Dom einzigartig ist. Nicht, weil er eine der größten romanischen Kirchen überhaupt ist, sondern seiner Mosaike wegen, die zum Teil wesentlich älter und römisch oder frühchristlich sind. Die größten davon stammen aus dem frühen 4. Jahrhundert und sind ab 1909 unter dem Boden der heutigen Basilika entdeckt geworden. Sie stammen von einem weit größeren Vorgängerbau.

Doch wie besucht man einen Dom, wenn man einen Hund hat? Da darf der logischerweise nicht hinein.
Unsre Lösung war pragmatisch: Zuerst die Lisi, dann ich. Der jeweils andere sitzt mit Mimi irgendwo draußen. Natürlich hat derjenige, der drinnen ist, ein schlechtes Gewissen, weil er sich ständig denkt, der andere langweilt sich draußen gerade zu Tode. Doch andere Lösung haben wir keine gefunden. Also erst Lisi, ich habe derweil Ausgrabungen angesehen, die ich wenig interessant fand, wo aber Hunde erlaubt waren. Dann war ich dran.
Der Dom ist gut zu besichtigen, die Mosaiken liegen einen guten Meter unterhalb des heutigen Bodens, man geht auf gläsernen Laufstegen darüber hinweg.

Noch schöner, als den Dom, habe ich aber die Taufkapelle aus dem 5. Jahrhundert gefunden und die Mosaike, die man unter dem heutigen Turm entdeckt hat.




Ganz Aquileia ist voller römischer Ausgrabungen, die Grabungen waren aber abgedeckt und wir haben sie nicht wirklich besichtigen können. Im archäologischen Museum wollte man uns nicht, nicht einmal im Garten war Mimi erlaubt, die erst Lisi dann ich Methode also unmöglich, daher sind wir wieder ins Hotel zurück. Zum Abendessen sind wir in ein nettes kleines Restaurant spaziert. Lisi hat es Nudeln und für mich Gnocchi gegeben.

Donnerstag, 31. Juli 2025, Aquilea / Grado / Monfalcone, ca. 38 km, 50 hm
Der Radweg nach Grado ist unspektakulär, er verläuft häufig über Feldwege, nur der letzte Teil ist auffällig. Ein Damm führt über die Lagune in den Ort.

In Grado selbst war viel Verkehr, und die Radwege relativ eng. Ich habe mir von Grado einige ältere Gebäude erwartet, denn Grado ist seit der Römerzeit besiedelt und war insbesondere nach dem Niedergang von Aquileia beutend, bis es im 12. Jahrhundert von Venedig abgelöst geworden ist. Es gibt mehrere romanische Kirchen, die wir leider nicht gesehen haben. Daher sind wir zum Baden an den Strand gefahren.

In Grado gibt es Hundestrände, wir haben uns für den Snoopystrand entschieden. Um 10 Uhr waren wir da.

Der Snoopystrand ist ein Strandabschnitt, an dem die Sonnenschirme sehr weit auseinander stehen und auf dem Hunde nicht nur gerade so toleriert, sondern sogar willkommen sind. Der freundliche Bademeister hat uns zu unsrem Schirm geführt, für Mimi eine eigene Liege und einen Wassernapf gebracht.

Das Wetter war herrlich, der Strandabschnitt friedlich. Mimi hat dort ihre ersten echten Schwimmversuche gemacht. Erfolgreiche, übrigens. Für uns war der Strand etwas zu flach, es dauert ewig, bis einem das Wasser höher als zur Kniekehle geht.

Wir haben die paar Stunden am Strand genossen.





Um 16 Uhr sind wir nach Monfalcone weiter geradelt. Die Radroute führt erst der Hautstraße entlang, biegt dann aber rechts in ein Naturschutzgebiet ein.

Wenn man der großen Lagune entlang fährt, kann man sich kaum vorstellen, dass man nur wenige Kilometer vom Massentourismus in Grado entfernt ist.
Der Weg einem Damm entlang zurück zur Hauptstraße ist leider eher langweilig, die zwei Kilometer bis zum Isonzo eher ermüdend. Dann wird es wieder schön, bis man in den Vororten von Monfalcone ankommt.

Monfalcone ist eine Industriestadt, es gibt große Werften. Uns ist dort insbesondere der hohe Anteil an Arabern und Indern in der Innenstadt aufgefallen. »Echte« Italiener waren kaum zu sehen.
Unser Hotel ist an der Piazza Republica, dem Hauptplatz, gelegen. Am Abend ist es dort hoch her gegangen, Kinder aus den unterscheidlichsten Ethnien haben mit einander gespielt, während sich ihre Eltern in kleinen Grüppchen am Rand des Platzes unterhalten haben. Besonders angetan waren wir von einer Gruppe von indischen Kindern, die stundenlang mit einer Seifelblasenmaschine gespielt haben und von einem Mädchen, Tochter einer tief verschleierten Frau, die – als einziges unverschleiertes Mädchen – ein Spidermankostüm getragen hat und wie wild mit einem Tretroller über den Platz gerast ist und dabei alle möglichen Kunststücke gemacht hat.

Freitag, 1. August 2025, Monfalcone / Miramare / Triest, 29 km, 210 hm
Nach Triest führt kein ausgeschilderter Radweg, auch Nebenstraßen gibt es keine, nur die SS14 und die Autobahn A4. Von der A4 sieht und hört man wenig, und sie entlastete die SS14 spürbar. Außerdem hat die SS14 über weite Strecken einen breiten Pannenstreifen, über den man sehr gut fahren kann, man muss nur auf die Glasscherben aufpassen, die dort immer wieder liegen, aber in der Sonne hell glänzen. Kurz gesagt, es war weniger schlimm, als befürchtet, auch die Steigungen, die auf dem Track spektakulär ausgesehen haben, waren nicht schlimm.
Bei Miramare sind wir an die Uferpromenade gefahren und haben uns dort in die Sonne gelegt. Ich war auch Schwimmen, die Küste ist dort steinig, aber ohne Seeigel und fällt so rasch ab, dass man hier, im Gegensatz zu Grado, tatsächlich schwimmen kann.




Viel zu früh sind wir weiter gefahren, der Verkehr war unangenehm dicht und ist immer wieder zum Stocken gekommen. Am Ende waren wir gegen 13 Uhr im Zentrum. Laut Website sollte unser Zimmer, ein Apartment, um 15 Uhr bezugsfertig sein. Beim Buchen in der Früh haben wir um früheres Check in gebeten, aber noch keine Antwort erhalten. Im Zentrum kam dann endlich eine Nachricht, allerdings nur die Aufforderung, Fotos unsrer Pässe zu schicken, aber immer noch keine Antwort auf unsre Frage. Wir haben die Fotos sofort gemacht und geschickt, aber wieder keine Antwort bekommen. Also sind wir einfach dort hin gegangen. Und vom Hausmeister sehr ungnädig empfangen geworden.
Wir haben unser Gepäck im Hausgang verstaut, das Tandem hat ›ausnahmsweise‹ in den Keller gedurft, und haben und in eine Bar verzogen, dann waren wir noch einkaufen, denn diesmal wollten wir selbst kochen.
Um 15 Uhr war dann die Managerin dort, aber auch viele Bauarbeiter: Unser Zimmer war so gut wie fertig (gebaut), die Putzfrau hat es schon fast ganz durchgeputzt. Nun war alles einfach und freundlich, nach ein paar Minuten haben wir einziehen können, die Dusche war herrlich warm, ich habe Tunfischsugo gekocht, Lisi einen Schlafplatz für Mimi gerichtet, und nach den Nudeln haben wir uns von Nina Simone etwas vorsingen gelassen, ein Glas Wein hat es auch gegeben.
Samstag, 2. August 2025, Opicina / Triest
Mit der Straßenbahnlinie 2 sind wir nach Opicina hinauf gefahren. Die Straßenbahn ist sehr altertümlich und erinnert ein bisschen an die, die ich aus Lissabon oder San Francisco kenne. Ratternd und quietschend fährt sie erstaunlich steil einen Hügel hinauf. Dann bleibt sie stehen, fährt ein paar Meter zurück auf ein anderes Geleis und dockt an einem kleinen und relativ neuen Wagen an, der mit einem Seil, nun wirklich steil, nach oben gezogen wird. Auf halber Strecken kommt einem dann eine Bahn in Gegenrichtung entgegen. Oben angelangt, fährt die Straßenbahn dann wieder selbständig weiter.



Bei dem Obelisken sind wir ausgestiegen und auf dem ›Napoleonweg‹ über Prosecco (nach diesem Ort sind italienische Schaumweine benannt) nach Miramare hinunter spaziert.
Miramare war nie als repräsentativer Protzbau geplant, sondern diente erst Erzherzog Ferdinand Maximilian (Kaiser Maximilian von Mexiko), später Kaiserin Elisabeth (Sisi) als Rrückzugsort. Im Park haben wir einen Kaffee getrunken, das Schloss aber auch diesmal nicht besichtigt (wir waren im Winter 23/24 dort gewesen), sondern sind über die Promenade nach Triest zurück spaziert.


Wie wir den Hafenbereich erreicht haben, hat es sehr nach Gewitter ausgesehen, daher sind wir das letzte Stück mit dem Bus gefahren, eine äußerst kluge Entscheidung, denn es hat die ganze Fahrt lang wie aus Kübeln geschüttet.
Sonntag, 3. August 2025, Triest / Baden b. Wien
Ich habe insgeheim einen Plan für den Fall, dass unser Tandem nicht mit dem Zug fahren darf, gemacht. Lisi und Mimi sollten mit dem Anhänger und einem Großteil des Gepäcks voraus fahren, ich würde mit dem Rad nachkommen.
Knapp vor 5:30 waren wir am Bahnhof, unsren Zug haben wir sehr rasch gefunden, ein freundlicher Schaffner hat unser Tandem samt Anhänger in den Zug gehoben, die Fahrt nach Villach also war einmal gesichert. Pünktlich um 5:45 ist der Zug losgefahren. Er war beinahe leer, wir haben es uns bequem gemacht. Ab Udine aber sind immer mehr Radfahrer zugestiegen, und spätestens in Tarvis war der Zug reichlich voll. Hauptthema der anderen Radfahrer war die Fahrt von Villach nach München, denn die Deutsche Bahn hat gerade die Strecke Salzburg Rosenheim und Rosenheim Kufstein gesperrt. Uns aber hat das natürlich kalt gelassen, wir wollten ja nach Baden zurück.
In Villach sind wir beinahe pünktlich angekommen, ein Fahrdienstleiter hat uns aufgefordert, das Tandem in den hintersten Waggon zu bringen, »weil da der meiste Platz ist«. Die Schaffnerin im Zug war auch ausgesprochen freundlich, alle Aufregung umsonst.
In Wiener Neustadt sind wir in den CJX nach Baden umgestiegen, und in Regionalzügen sind Tandems bei der ÖBB erfahrungsgemäß sowieso kein Problem, denn der Abstellplatz ist lang genug.
Und so sind wir, pünktlich wie geplant, am frühe Nachmittag in Baden angekommen.
Es war einfach eine schöne Woche! Mimi war begeistert vom Tandemfahren (aber auch erschöpft, denn die vielen und schnell wechselnden Sinneseindrücke haben sie müde gemacht). Und am Abend sind Lisi und ich im Cinema Paradiso (unserer Lieblingsbar und Lieblingskino im Nachbarhaus) gesessen und haben diskutiert, ob wir im August vielleicht noch eine Tour machen sollten.
