Streckenwanderungen

Der Weg der Freundschaft

Von Děčín in Tschechien, immer der Grenze entlang, nach Strečno in der Slowakei

Das offizielle “Vorherfoto”, diesmal auf einem Spielplatz in Děčín aufgenommen.

Nach zwei Jahren, in denen größere internationale Streckenwanderungen nicht möglich waren, sollte es heuer wieder eine größere Tour geben. Wirklich größer, wir hatten uns ganze sechs Wochen freigenommen. Die Wahl fiel auf den “Weg der Freundschaft“. Der wurde 1983 eröffnet und sollte die “befreundeten Länder” DDR, Tschechoslowakei, Polen, Ungarn, Rumänien und Bulgarien mit einander verbinden. Aus unbekannten Gründen ließ man die UDSSR, im wörtlichen Sinn, links liegen: Der Weg biegt relativ knapp vor der Grenze zwischen den heutigen Staaten Slowakei und Ukraine nach Süden ab. Fertig gestellt wurde der Weg nie, ich vermute, das Ende des Ostblocks kam zu früh. Der südliche Teil durch Ungarn und die Strecke durch Rumänien fehlen. Den südlichsten Teil in Bulgarien sind wir schon vor Jahren gegangen und wir haben die Wanderung auch beschrieben, den Kom-Emine.

Im Zug nach Děčín

Gestartet sind wir heuer in Děčín. Děčín, weil es von Wien aus sehr gut öffentlich erreichbar ist. Es liegt an der Schnellzuglinie Prag Berlin. Dabei haben wir den deutschen Wegteil ausgelassen. Wir sind also gleich in die Böhmische Schweiz mit dem berühmten Pravčická brána, den Prebischtor gestartet. Als Ziel hatten wir ursprünglich Zakopane, am Ende wurde es dann nach 25 Tagen Strečno.

Der Weg führt, immer der Grenze entlang, einmal auf der einen Seite, einmal auf der Anderen, in einem weiten Bogen, durch Tschechien, Slowakei und Polen. Er ist nicht besonders stark begangen, aber landschaftlich wirklich schön.

Seit beinahe eineinhalb Jahren hatten wir einen neuen Hund: Mimi. Sie sollte und erstmals begleiten. Lisi hat Mimi daher mit Dauerläufen fit gemacht, es war für Mimi kein Problem, die täglichen Strecken von bis zu 40 km zu gehen, und in all den Ländern war sie fast überall willkommen.

Die Schutzhütte beim Präbischtor

Die Fahrt nach Děčín hat 8 Stunden gedauert und war wenig aufregend, wir sind früh losgefahren und konnten daher noch nach Hřensko wandern. Hřensko ist ein Grenzort, und der Eingang zur Böhmischen Schweiz, einer spektakulären Landschaft, der Höhepunkt ist wahrscheinlich das Prebischtor (Pravčická brána). Wir hatten Glück, kurz nachdem wir dort waren, ist es in der Gegend zu verheerenden Waldbränden gekommen und die Wege waren über weite Strecken hin gesperrt. Zum Glück blieb das Präbischtor unbeschädigt!

Prebischtor
Lisi, Mimi und Johannes in der Böhmischen Schweiz
Hochwaldbaude

Obwohl die Gegend touristisch wenig erschlossen ist, gab es Anfangs nur geringfügige Probleme mit den Quartieren, es gab eigentlich immer Pensionen oder Hotels. Manche waren etwas bizarr, aber wir wurden immer herzlich willkommen geheißen und liebevoll bewirtet. Auf den Bergen gab es Hütten, Bauden genannt. Diese Bauden gehören nicht dem Alpenverein, sondern werden privat bewirtschaftet. Eine davon stand übrigens auf Deutschem Boden: Die Hochwaldbaude. Es war die einzige Nacht auf deutschen Boden

Alter Grenzstein, CSSR / Polen

Die Landschaft blieb im gesamten ersten Teil schön und weitgehend unberührt. Auf Asphalt trifft man eher selten, und wenn, dann sind es vorübergehende Erscheinungen. Sehr oft sieht man Grenzsteine, mal ist man links, mal rechts davon. So weiß man zumeist, in welchem Land man ist. Die Grenznähe erklärt vielleicht auch die Unberührtheit der Landschaft: Auch unter Freunden hielt man vor “der Wende” gerne Abstand, das Passieren der Grenzen war vor “Schengen” auch nicht so einfach, was die eine oder andere Besonderheit am Weg erklärt.

Lisi erklärt Mimi das Wesen der Grenze
Ein, zwei Tage lang kann man auch bei Regen fröhlich sein, aber irgendwann geht einem der Humor aus!

Je weiter wir nach Osten kamen, desto schwieriger wurde es, Quartiere zu finden. Die meisten Vermieter sind weder auf booking.com, noch auf Airbnb, allenfalls auf lokalen Plattformen, und die haben immer mit “we can’t contact the host, please try yourself” geantwortet. Daher mussten wir gegen Ende unsrer Wanderung immer weiter mit Bus oder Bahn von der Strecke weg fahren, um schlafen zu können. So erklären sich die – oft beträchtlichen – Lücken in unsrem Track. Dann kam auch noch der Regen dazu, tagelang, die Wege wurden matschig, schmäler und teilweise ausgesetzt sind sie hier auch. Da haben wir leider vorzeitig nach ungefähr vier Wochen abbrechen müssen.

Die Rückfahrt von Strečno bis Bratislava/Pressburg war schnell und einfach. Probleme gab es erst in Pressburg: Eigentlich hätte es von dort einen Zug nach Wien geben sollen, er war auf der Anzeige sichtbar, aber der ist ohne Ansage oder Notiz einfach nicht gefahren. Wir erkundigten uns, wurden aber recht mürrisch abgewimmelt. Knapp bevor der nächste auch ausgefallen wäre, haben wir noch einmal bei einem anderen Schalter gefragt, dort wurde uns gesagt, die Züge führen allesamt nicht, es gäbe einen anderen Bahnhof, von wo aus Züge führen. Wir waren nicht die Einzigen, die vergebens gewartet haben. Zum anderen Bahnhof sind wir mit einem überfüllten Bus gegondelt, die Raaberbahn hat uns nach Wien gebracht. In Wien lag dann der gesamte S-Bahnverkehr danieder, weil es “einen Polizeieinsatz im Tunnel” gab.

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